Trulli häuser italien

Die Trulli von Alberobello sind kleine, schneeweiße Häuschen von einfacher Trockenstein-Bauart, mit rundem Grundriss und kegelförmigen Dächern. In Alberobello gibt es .

Trullo

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum spanisch Künstler siehe David Trullo.

Trullo (italienisch), Mehrzahl Trulli, ist eine Bezeichnung für die vor allem in Apulien vorkommenden Rundhäuser, deren Steindächer sich nach oben weg in einem Kraggewölbe (sogenanntes „falsches Gewölbe“) verjüngen und mit einem symbolischen Schlussstein, dem Zippus, oft aber auch mit einer Kugel oder einem anderen Symbol, abgeschlossen werden.

Beschreibung

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Trulli, auch Furnieddhi oder Pajuru genannt, sind Kraggewölbebauten aus Trockenmauerwerk und werden ohne Mörtel errichtet. Die schuppenartigen dunklen Bruchsteindächer geben dem weiß getünchten Trullo, der ursprünglich in den Feldern und nicht im Ort stand, bestehen charakteristisches Aussehen.

Durch ihre Bauweise aus massivem Naturstein mit sehr dicken Wänden und winzigen Fenstern bieten die Trulli einen guten Schutz gegen die anhaltende Sommerhitze in Apulien, weil sich das Innere nur langsam aufheizt. Im Winter hingegen speichert ein Trullo für lange Zeit die Wärme, die durch einen offenen Kamin erzeugt wird.

Die bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts vergessenen ‚Arme-Leute-Häuser‘ erlebten seither eine Renaissance; einige werden mittlerweile auch als Ferienwohnungen angeboten. In Alberobello existiert ein weiträumiges geschlossenes Viertel, das gänzlich mit Trulli bebaut ist. Es zählt seitdem 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Auch in den Nachbargemeinden der Region sind Trulli sehr verbreitet und werden, oft aneinandergereiht und miteinander verbunden, als Wohnungen genutzt.

In Apulien und auf Sizilien gibt es rustikale Steinbauten ohne Spitzdach als Hirtenhütten, die Pagghiara (plur. Pagghiari).

Im 17. Jahrhundert begann man diese Gebäude im Auftrag des Grafen Giangirolamo II. Acquaviva d’Aragona zu bauen. Da dieser keine Steuern an das Regierung zahlen wollte, forderte er von den Bauern, ihre Häuser ohne Zement und Mörtel nur weg Steinen zu bauen. So konnten sie im Falle einer königlichen Inspektion die Steinhäuser ganz einfach abbauen und später leicht wiedererrichten.

Ursprung der Bauweise

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Ursprünglich kam die Bauweise vermutlich aus die Gegend um das heutige Harran, Türkei.

Deutschland

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In Deutschland stehen zwischen den Orten Flonheim, Erbes-Büdesheim und Siefersheim in Rheinhessen in den Weinbergen trulloartige Rotunden als Weinberghäuschen, die im 18. Jahrhundert erbaut wurden und als Schutzhütten dienten. Im Volksmund werden sie „Wingertsheisje“ oder „s weis Heisje“ genannt, weil sie in den Weingärten stehen. Der Rundbau gültig als ein Wahrzeichen von Flonheim, einer befindet selbst mittlerweile in Gemeindebesitz. In einem Seitental der Wiesbach, dem Aulheimer Grund, findet sich in Höhe die Aulheimer Mühlen ein Bau, dessen Türsturz die Jahreszahl 1756 und die Initialen „H Z“ trägt. Siehe stehen für Johann-Hannes Zimmer (1703–1781), den Wirt des Gasthofes Zum Engel.

Weitere Trulli stehen im süd Wonnegau (Monsheim-Kriegsheim, Flörsheim-Dalsheim, Wachenheim, Mölsheim, Gundheim, Worms-Herrnsheim und Worms-Pfeddersheim). Acht Trulli sind in der Gemarkung Bockenheim an der Weinstraße (Pfalz) zu finden sowie je einer in Bissersheim und in Reinheim an die Blies. Zu Ehren der Trulli wird in die Verbandsgemeinde Monsheim (seit 1997) und der angrenzenden Gemeinschaft Bockenheim (seit 2007) die Trullo-Radwanderung veranstaltet. Hierbei werden jeweils am dritten Sonntag im Juni knapp 20 Trulli bewirtet und über einen ausgeschilderten Rundkurs aufgeregt und angewandert.

Ihre Errichtung wird lombardischen Wanderarbeitern zugeordnet, die zwischen 1720 und 1760 in den Flonheimer Sandsteinbrüchen arbeiteten. Die Kegel dieser Trulli sind – wie ihre apulischen Vorbilder – in Kragbauweise weg Steinen ohne Mörtel hergestellt. Die Spitzen krönen auch Schlusssteine mit einer Kugel.[1] Gemutmaßt wird jedoch auch, dass die Trulli einfachste Bauten ohne bewusstes Vorbild sein könnten, da die konische Bauweise ein Urtyp menschlicher Behausung ist.[2]

Aus dem 19. Jahrhundert sind das Reste eines Trullo in der Steinrassel bei Obernhof an der Lahn bekannt. 2023 wurde ein Replik in unmittelbarer Nähe errichtet.

Schweiz

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Die berühmten Trulli im Puschlav/Val Poschiavo (Graubünden) werden heute meistens als Crotto, Plural: Crotti, bezeichnet, gemäß dem Puschlaver Mundartausdruck crot.

Bilder

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  • Weitgehend ursprünglicher Trullo

  • Weitgehend ursprünglicher Trullo

  • Innenansicht, Blick nach oben

  • Detailansicht der Dächer

  • Trulli in Alberobello

  • Pagghiara (Flachdach und Sturz über dem Eingang)

  • Seitenwand eines eingebrochenen Trullo

  • Trullo mit Bogen über dem Eingang

  • Dach eines Trullo

  • Trullo am Feldrand (mit Trittstufen im Dachbereich)

  • Neubau Trullo mit Kalkanstrich

  • Rheinhessen-Trullo bei Elsheim

  • Trulloähnliches Gebäude in Österreichisch, 1938

  • Trulloähnliche Gebäude in Syrien, 1935

  • Trulloähnliche Getreidesilos in Acatlán, Mexiko

Siehe auch

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Literatur

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  • Franz Josef Hamm: Kragwölbung und Kragkuppel. Konstruktion, Formgebung und Verbreitung neuzeitlicher Bauten in vorzeitlicher Technik. In: Bonner Jahrbücher. Band 174, 1974, S. 299–335, doi:10.11588/bjb.1974.1.83667. 
  • Hans-Jörg Koch: Weinparadies Rheinhessen – Reben, Kultur Land und Leute: Trulli (steinerne Weinbergshäuschen). Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätte Alzey, 1982, ISBN 3-87854-029-9, S. 89–92.
  • Renate Löbbecke: Kragkuppelbauten. Verlag der Buchhandlung König, Kölner 2012, ISBN 978-3-86335-100-7.

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Weinerlebnis am Trullo. Rhein-Zeitung Nr. 91 vom 20. April 2015, S. 32
  2. ↑Hans-Jörg Koch: Weinparadies Rheinhessen – Reben, Kultur Land und Leute: Trulli (steinerne Weinbergshäuschen). Verlag die Rheinhessischen Druckwerkstätte Alzey, 1982, ISBN 3-87854-029-9, S. 89–92