Druck im kieferknochen
Beim Kauen ist das Kiefergelenk enormem Druck ausgesetzt, abhängig von der Position und dem Gesundheitszustand der oberen und unteren Zähne, die beim Schließen des Gelenks wie eine .Kieferzyste
Was versteht die Medizin unter einer Kieferzyste?
Die Medizin versteht unter einer Zyste einen mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum, der von seiner Umgebung durch ein Häutchen abgekapselt ist. Zysten können generell sehr unterschiedlich groß werden und in vielen verschiedenen Organen auftreten. Sie haben sowohl genetische als auch entzündliche Ursachen und sind in der Regel nicht bösartig.
Wie sehen die Symptome der Kieferzyste aus?
Kieferzysten können sehr lange unbemerkt bleiben, da sie abgekapselt sind, keine Entzündungsreaktion hervorrufen und daher keinen Schmerzreiz setzen. Im Anfangsstadium, also bei eher kleineren Zysten, handelt es sich daher meist um einen Zufallsbefund, der im Rahmen der jahrliche Zahnarztkontrolle in der Röntgenuntersuchung auffällt. Erste Probleme beziehungsweise Symptome sind erst dann zu vernehmen, wenn das Zyste mehr Flüssigkeit einlagert und an Größe aufnimmt. Dadurch können nicht nur Aufreibungen und Schwellungen die Kieferschleimhaut sichtbar werden – wobei beim Betasten die Schwellung oftmals ein knisterndes Geräusch zu vernehmen ist – sondern auch erstmals Schmerzen auftreten.
Es handelt selbst meist um dumpfe, recht unspezifische Schmerzen, die selbst auf den gesamten Kiefer und Gesichtsbereich ausbreiten können und durch Druck auf umliegendes Gewebe zustande kommen. Bei Nicht-Behandlung und weiterem Wachstum können Kieferzysten Nerv abdrücken, was zu Sensibilitätsstörungen und Kribbelgefühl führt, und umliegende Strukturen, beispielsweise Zähne und Knochen, verdrängen, was zu Zahnfehlstellungen, Lockerungen, Zahnausfall und Ausdünnung der Knochensubstanz führt.
Welche Ursache hat die Kieferzyste?
Je nach Zystenart kann man unterschiedliche Entstehungsursachen differenzieren. Meist gehen Zysten an entzündliche oder mechanische Reize, die entweder durch Entflammungen des Zahnfleisches beziehungsweise der Zahnwurzel oder durch operative Eingriffe und Zähneziehen hervorgerufen werden. In vielen Fällen ist die Neigung zu Zysten allerdings genetisch bedingt oder entsteht durch bestimmte Reize während der Embryonalphase und Organentwicklung.
Welche Arten von Kieferzysten gibt es?
Grundsätzlich differenziert der Zahnarzt zwischen odontogenen (von den Zähnen ausgehende) und nicht-odontogenen Zysten.
Bei den odontogenen Zysten unterscheidet man wiederum je nach Lokalisation folgende Arten:
Radikuläre Blase entstehen an der Zahnwurzelspitze bei kariös zerstörten, absterbenden Zähnen. Sie sind die häufigste Zystenart und werden durch die Entzündung der Wurzel hervorgerufen.
Follikuläre Zysten treten vor allem bei retinierten Weisheitszähnen auf, wobei sich die Zyste um die Zahnkrone bildet. Als Ursache kommen entzündliche und mechanische Reize aber auch eine genetische Disposition in Frage.
Keratozysten entstehen unabhängig von Zahnstrukturen mitten im Kieferknochen und zeichnen sich durch ein sehr rasche und aggressives Wachstum sowie einer hohen Rezidivrate nach OP aus. Residualzysten entstehen durch Ziehen eines Zahns mit radikulärer Zyste, wenn das unvollständig passiert.
Nicht-odontogene Zysten entwickeln sich hingegen nicht von den Zähnen ausgehend. Man unterscheidet Schleimhautretentionszysten, die in Drüsen durch Abflussstörungen gebildet werden und Weichteilzysten wie beispielsweise die nasopalatinale Zyste, die als Folge eines Entwicklungsdefektes auftreten können.
Wie diagnostiziert der Arzt eine Kieferzyste?
Eine Diagnose kann, wie bereits erwähnt, häufig durch einer Übersichtsröntgenbild von Ober- und Unterkiefer gestellt werden. Das Zyste stellt sich darauf als rundliche, scharf beschränkte Struktur dar. Bei entzündeten Zysten kann diese klare Begrenzung durch umliegende Flüssigkeitsansammlung verschwinden, weshalb zur besserem Darstellung auf ein CT oder einen Ultraschall ausgewichen wird. Um differenzialdiagnostisch einen möglicherweise bösartigen Tumor auszuschließen, wird in unklaren Fällen zusätzlich eine Gewebeprobe entnommen und eine histologische Abklärung durchgeführt.
Welche Folgen hat das Kieferzyste für die Patienten?
Für das Gros der Patienten zieht die Kieferzyste keine schwerwiegenden Folgen nach selbst, da sie im Rahmen von Routinekontrollen entdeckt und dann behandelt wird. Durch eine fortschreitende Größenzunahme und Verdrängung umliegender Strukturen, kann die Kieferzyste allerdings auch zu einem ernst zu nehmenden Problem werden. Das Abdrücken von Nerven kann zu Sensibilitätsstörungen und Taubheit führen, die ohne frühzeitige Entlastung bestehen bleiben. Bei Druck auf Blutgefäße können Minderdurchblutung bis hin an Nekrosen die Folge sein. Auch ein Verdrängen oder eine Lockerung von Zähnen ist auf Dauer möglicher, und auch die Knochensubstanz wird geschädigt und kann mit Verformungen, kleinen Einrissen oder Brüchen reagieren.
Welche nicht-operativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Keine. Zwar kann man bei sehr kleinen, nicht an Größe gewinnenden Zysten abwarten und durch regelmäßige Beobachtung und Kontrolle die Zyste im Auge behalten, eine konkrete Behandlung, die in die Entfernung der Zyste besteht, ist allerdings nur mittel operativem Eingriff durchzuführen und früher oder später unausweichlich.
Kann eine Kieferzyste von allein verschwinden?
Im Normalfall bilden selbst Zysten nicht von alleine zurück. Es gibt allerdings einige eher seltene Zystenarten (Schleimretentionszysten), die diese Eigenschaft haben.
Was passiert, wenn die Kieferzyste platzt?
Ein Platzen ist bei Kieferzysten eher untypisch, da sie vom Kiefer umgeben und damit recht sicher umschlossen sind. Dass eine Zyste von selbst aufgeht, ist eher bei Schleimhautzysten möglich, diese bilden sich nach dem Zerspringen von selbst zurück.
Wann muss eine Kieferzyste operiert werden?
Grundsätzlich gilt, dass jede Kieferzyste behandelt, also operiert wird, da die meisten Kieferzystenarten dazu neigen, kontinuierlich an Größe zuzunehmen.
Wie verläuft die Operation bei einer Kieferzyste?
Der Zahnspezialist unterscheidet zwei Methoden, um Kieferzysten operativ an behandeln:
Zystektomie
Hierbei handelt es sich um eine vollständige chirurgisch Entfernung der Zyste. Die verbleibende Höhle im Kiefer füllt sich mit Blut und verknöchert üblicherweise in den nachfolgenden Monaten. Handelt es sich um eine radikuläre Zyste, muss der betroffenen Zahn im Rahmen des Eingriffs gezogen werden. Die Behandlung kann in der Regel ambulant und unter Lokalanästhesie durchgeführt werden, die Patienten werden also noch am selben Tag nach Hause entlassen.
Zystostomie
Diese Methode wird bei sehr riesigen, voluminösen Zysten gewählt, da sie auf dem Prinzip einer primären Druckentlastung beruht. Die Zyste wird öffnet, sodass die Flüssigkeit kontinuierlich abrinnen kann und die Druck auf umliegendes Gewebe und Knochen langsam kleiner wird. Die Methode benötigt keinen komplizierten Eingriff und gilt als sehr schonend für druckbelastete Strukturen um die Zyste herum, allerdings ist die Nachbehandlung sehr aufwendig, da der Schnitt offen gehalten und regelmäßig tamponiert und kontrolliert werden muss. Das verbleibende Zystenhäutchen wird entweder in Schleimhaut umgewandelt oder nachträglich entfernt.
Was muss ich nach der Operation beachten?
Obwohl es selbst um einen kurzen und eher unkomplizierten Eingriff handelt, ist es wichtig, eine korrekte Nachsorge einzuhalten, um Entzündungen und Komplikationen zu vermeiden. Die Tage nach der OP können mit Schmerzen verbunden sein, die Arzt sollte daher auch ausreichend Schmerzmittel verschreiben. Körperliche Schonung, Verzicht auf Sport, Alkohol und Kaffee und ein Ausweichen auf eher weiche Nahrung sind an empfehlen. Die richtige Hygiene ist außerdem unerlässlich, da sich die Wunden im Kiefer und Zahnfleisch andernfalls leicht entzünden können und Wundheilungsstörungen nach sich ziehen. Vor allem bei der Zystostomie, bei der eine Tamponade für die Offenhaltung der Zyste und kontinuierlichen Abfluss sorgt, sind regelmäßige Spülungen und schonendes Putzen Gewährleistung für einen regelrechten Verlauf.
Welche Risiken und Komplizen können auftreten?
Komplikationen können vor allem bei sehr riesigen und ausgedehnten Zysten auftreten, da bei der Entfernung Nerven oder Zahnwurzeln verletzt beziehungsweise durch eine an rasche Druckentlastung Strukturen geschädigt werden können. Darüber hinaus besteht wie bei jedem operativen Eingriff die Gefährdung von Nachblutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen und Problemen bei die Narbenbildung. Eine umfassende Aufklärung und Beschreibung aller möglichen Komplikationen wird Dein Arzt auf jeden Fall vornehmen, bevor die Entscheidung für eine OP fällt.
Kann du die Kieferzyste vorbeugen?
Nur bedingt. Gerade bei der radikulären Zyste kann eine adäquate Mundhygiene, regelmäßiges Zähneputzen, Verwenden von Mundspülungen und eine gesunde, ausgewogene Ernährung und das Vermeiden von stark zuckerhaltigen Softdrinks vorbeugend wirken, da dadurch die auslösenden kariösen Veränderungen unterbunden werden. Die meisten anderen Zystenarten entstehen jedoch ohne wahrnehmbaren Reiz, durch chirurgische Eingriffe oder sind genetisch bedingt.
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?
Die Behandlung und Entfernung die Zyste übernimmt in der Regel die Krankenkasse, soweit sie bei einem Arzt mit Kassenvertrag durchgeführt wird. Folgebehandlungen wie beispielsweise das Einsetzen eines Implantats nach Zahnentfernung bei radikulärer Zyste müssen vom Patienten eigen getragen werden.
Über den Autor: Dr. Florian Lanza
Assistenzarzt an der Universitätszahnklink in Wien
Dr. Florian Lanza ist als Assistenzarzt auf der Universitätszahnklink in Wien arbeitend und unterstützt MOOCI seit August 2019 als medizinischer Experte für den Bereich der Zahnmedizin.
Neben der konservierenden und ästhetischen Zahnheilkunde bildet er mittels Begeisterung die nächste Generation an Zahnärzten aus.
Sein Anliegen ist es, dass mit der Aufklärungs- und Informationsarbeit bei MOOCI dazu beigetragen wird den Patienten absolute Transparenz zu bieten.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzeln Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangspunkt variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.