Einstieg sturm und drang unterricht
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Sturm und Drang ist die Bezeichnung für eine Epoche der deutschen Literatur.
Denkanstoß
"Tolles Herz! du sollst mirs danken! Ha! tobe und spanne du dann aus, labe dich im Wirrwar!"
- aus: Friedrich Maximilian Klingers Drama „Sturm und Drang", 1. Szene, zit. nach Projekt Gutenberg
"Pfui! pfui über das schlappe Kastraten-Jahrhundert, zu nichts nütze, als die Thaten der Frühzeit wiederzukäuen und die Helden des Alterthums mit Commentationen zu schinden und zu verhunzen mit Trauerspielen."
- aus: Friedrich Schiller: Die Räuber, 2. Szene, zit. nach Projekt Gutenberg
Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu nicht mehr in Worten kramen.
- J.W.Goethe: Faust I, 'Nacht' (V. 376-385), zit. nach Projekt Gutenberg
Formuliere
- ... in nüchternen Worten, welches Lebensgefühl aus diesen Textstellen spricht.
- Charakterisiere die Sprache!
- Schreibe nun als Stürmer&Dränger von heute einen leidenschaftlichen Text, der mit 'Ich' anfängt (Rollenprosa).
- Gib ihm einem Partner/einer Partnerin, der/die dazu eine 'vernünftige' Lösung verfasst.
- Mache dies ebenso mit dem Text, den du bekommst.
Definition
Sturm und Drang
literarische Bewegung von der Mitte die 60er- bis zur Mitte der 80er-Jahre des 18. Jh.s. Ihren Höhepunkt erreichte sie, nach der Begegnen Johann Gottfried Herders und Goethes 1770 in Strass, in den 70er-Jahren. Die Bezeichnung Sturm und Drängen geht auf Friedrich Maximilian Klingers gleichnamiges Drama von 1777 zurück, das eigentlich Wirrwarr heißen sollte. Die Sturm und Drang war eine Jugendbewegung, deren Gemeinsamkeiten u. a. in der Forderung nach einer größerem Autonomie und Freiheit, nach Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung und den daraus resultierenden sozialkritischen und utopischen Tendenzen bestanden. Dabei ergibt sich ein Zusammenhang zwischen der Rebellion gegen die Welt der Väter und gesellschaftliche Unfreiheit und dem Bruch mit der herrschenden Ästhetik und Poetik.
- Volker Meid: Elektronisches Sachwörterbuch der deutschen Literatur, Reclam 2000 S.1051
Autoren
Die literarische Strömung des Sturm und Drang ist zu verstehen als gesellschaftskritische Bewegung einer jungen Generation von bürgerlichen Intellektuellen. Dazu gehörten
- Heinrich Leopold Wagner 1747-79
- Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
- Jakob Michael Reinhold Lenz 1751-1792
- Friedrich Maximilian Klinger 1752-1831
- Friedrich Schiller 1759-1805
Motive und Themen
Die zentralen Motive und Themen sind
- Das Recht auf 'Empfindsamkeit': Die Gefühlswelt des Individuums wird der Rationalität und dem Zweckdenken des aufgeklärten Bürgers entgegengestellt
- Geniekult: Verabsolutierung der individuellen Begabung, welche sich selbstbewusst über die gesellschaftliche Normen und Regeln hinwegsetzt und nur den eigenen Regeln (der >Natur<) folgt.
- Selbsthelfertum: Das gesellschaftlichen Institutionen haben keine Autorität mehr, ich eigen bin der Maßstab meines Handelns. Beispiele:
- Prometheus. Gedicht (der Einzelne stellt sich gegen die Götter)
- Goetz von Berlichingen. Schauspiel (der Ritter stellt sein persönliches Rechtsempfinden dem kaiserlichen Fehderecht entgegen)
- Die Räuber. Bürgerliches Trauerspiel (der Adelige Karl v. Moor stellt sich aus persönlicher Gekränktheit gegen die Gesellschaft)
- Faust. Tragödie (Der frustrierte Gelehrte strebt nach Welterkenntnis und schließt dazu einen Bund mittels den Mächten der Finsternis)
- Soziale Anklage und Gesellschaftskritik: Opposition sowohl gegen die Privilegien und moralische Verderbtheit die höheren Stände als auch gegen den Krämergeist und Rechthaberei des bürgerlichen Standes
- Sprengung poetischer Normen: Weg mittels dem Reim, her mit den freien Metren - weg von den klassizistischen Normen des Theaters (drei Einheiten, Ständeklausel, tragische Fallhöhe), hin zu Shakespeares Dramen und Figuren - 'Bürgerliches Trauerspiel' statt Tragödie